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Kai Sina

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Kai Sina

Auf ihm laste ein »verordnetes Lebenswerk«, schreibt Walter Kempowski an einer Stelle seiner Tagebücher. Er bezieht sich mit diesen bekenntnishaften Worten auf den ungeheuerlichen Anspruch, der sein schriftstellerisches Selbstverständnis seit jeher und grundlegend bestimmt - der Anspruch, mit seinem aus Romanen, Tagebüchern und monumentalen historischen Textcollagen zusammengesetzten Werk die historische Schuld der Deutschen in der Zeit des Nationalsozialismus zu sühnen. Diese vom Debütroman Im Block (1969) bis in den postum erschienenen Gedichtband Langmut (2009) erstaunlich beharrlich aufrechterhaltene Überzeugung geht einher mit der umfassenden und anhaltenden Überformung der Autorschaft, der Poetik und nicht zuletzt des literarischen Werks im Modus moderner Kunstreligion: Durch sein »Opferleben« vollbringt der Autor ein »Sühnewerk«, verbunden mit der Selbsterhöhung zum christusartigen »Vertreter«. Die literaturwissenschaftliche Studie von Kai Sina zeichnet dieses kunstreligiöse Konzept in seiner fast vierzigjährigen Entwicklung nach.