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Profil des Kollegs

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Nach der Welle der gender studies, die Zugang, Methode und Ertrag in den Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften grundsätzlich verändert haben, ist im Zuge der demographischen Gefährdung des "Generationenvertrags" und der immer schnelleren Abfolge von "Generationsstilen" in der Kulturindustrie ein neuer Problemzusammenhang sichtbar geworden, der eine ebenso grundsätzliche Fragestellung neu aufwirft:

  1. Welche Rolle spielen "Generationen" bei der kulturellen Identitätspolitik, künstlerischen Stilbildung, ökonomischen Ressourcenverteilung, politischen Konfliktkonstellation und historischen Tradierung,

  2. inwiefern haben sich wandelnde Subjektivitätsvorstellungen und die Transformation von Erziehungsmustern Auswirkungen auf die Generationenbildung,

  3. und welche Schlüsse lassen sich daraus für die "Generationalität" als typische Erfahrungsprägung und Selbstthematisierung der Moderne ziehen?

Das Forschungsprogramm verbindet die verschiedenen Ansätze in den meist getrennt wahrgenommenen Forschungsfeldern zur Generationsfrage, um aus Elementen der Sozialisationsforschung (Generationsbeziehungen), der Sozialstaatsforschung (Generationsgerechtigkeit), der politischen Konflikt- und Revolutionsforschung (politische Generation), der literarischen Stilforschung (literarische Generation), der empirischen Kulturforschung (Konsumgeneration) sowie der Erzählforschung (Erinnerungsgeneration) einen integralen Ansatz für generation studies in den historischen Kultur- und Sozialwissenschaften zu begründen. Die Historisierung dieser generationellen Thematik erfordert eine Periodisierung von der "Sattelzeit" der sich beschleunigenden Zeiterfahrung am Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ende der politischen Generationen der Weltkriegs- und Revolutionsepoche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Generationsbildung wird jedoch oftmals verkürzt in der selber historisch geprägten Definition (von Karl Mannheim) als wiederkehrende heroische oder tragische Selbst-Generierung der männlichen Jugend wahrgenommen. Das Kolleg geht statt dessen von der Generation als Bewegungs- und Beziehungsbegriff aus, der das Muster des "generation building" als soziokulturelle Kategorie des politischen Konflikts und des kulturellen Wandels versteht und neben Klasse und Geschlecht eine spezifische Differenzkategorie sowohl für die Marktgesellschaft wie für das Geschlechterverhältnis – auch für das vermeintlich "generationslose" Geschlecht – bereit stellt. Das Studienprogramm überwindet auf diese Weise die disziplinären Grenzen und die kategoriale Trennung von Generation als Strukturmerkmal und Bedeutungsträger in der Geschichte. Die historischen Prozesse der Generationsbildung und Tradierung in ihren je nationalen Varianten lassen spezifische Stilisierungen des Generationserlebnisses erkennen, die zugleich auf bisweilen gemeinsame Grundlagen der Erfahrungsbildung von europäischen Generationen aufmerksam machen. Im Kolleg arbeiten Doktorandinnen und Doktoranden der verschiedenen Teilbereiche der Neueren und Neusten Geschichte, der Literaturwissenschaft, der Kulturanthropologie, der (auch historischen) Erziehungswissenschaft, der Soziologie, der Kunstgesichte sowie der Islamwissenschaft nicht nur bildlich unter einem Dach zusammen. In kollegsinternen Seminaren und wöchentlich stattfindenden Kolloquien werden die einzelnen Dissertationsprojekte diskutiert und die Gesamtthematik des Kollegs weiter entwickelt. Workshops und Konferenzen sowie Gastprofessoren aus allen beteiligten Wissenschaftsdisziplinen tragen in master classes zum Austausch mit der wissenschaftlichen Öffentlichkeit bei. Zudem eröffnet die internationale Ausrichtung des Kollegs den Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglichkeit, ein Semester im Ausland bei einer externen Betreuerin / einem externen Betreuer der eigenen Wahl zu verbringen.