logo

 

Alexandra Retkowski

Alexandra Retkowski

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Alexandra Retkowski

english version

Das „vierte Lebensalter“ - entstanden durch die durchschnittlich gestiegene Lebenserwartung - ist ein relativ junger Abschnitt im menschlichen Lebenslauf, der sich besonders in den vergangenen drei Jahrzehnten herausgebildet hat und für familiale Generationenbeziehungen vor allem eine zeitliche Ausdehnung der gemeinsamen Beziehungszeit bedeutet. Das „vierte Lebensalter“ hat im öffentlichen Bewusstsein ein janusköpfiges Erscheinen: Einerseits in Form einer neuen Alter(n)skultur, die sich durch ein hohes Aktivitätspotential bis ins höchste Alter hinein auszeichnet, andererseits durch erhebliche Abhängigkeiten von Anderen - neben Pflegekräften insbesondere von Ehepartnern und Kindern - im Fall von Krankheit und Hinfälligkeit. Neben dem Umgang mit verschiedenen Formen des Verlusts, den dieser Lebensabschnitt als letzter gemeinsamer Lebensabschnitt für beide generationelle Seiten ohnehin bedeutet, kommen in letzterem Fall für die Kindergeneration häufig zusätzliche Anforderungen an die Beziehungsgestaltung hinzu.

Das pädagogische Promotionsvorhaben untersucht nun mit Hilfe thematisch-narrativer Interviews die retrospektiven Sinn- und Orientierungsmuster erwachsener Kinder verschiedener Alterskohorten, bei denen die letzten Lebensjahre eines Elternteils in Folge von Krankheit oder anderen Umständen mit Schwierigkeiten verbunden war. Für den zeithistorischen Zeitraum der letzten 30 Jahre werden also Frauen und Männer nach ihren Sozialisationserfahrungen mit den letzten Lebensjahren der Eltern befragt. Damit kommen sowohl verschiedene gesellschaftliche Rahmenbedingungen von Altern und Sterben in den Blick als auch die jeweilige Lebenslaufposition der Befragten. Das Projekt verfolgt das Ziel, im Anschluss an die These von Hubert Knoblauch und Arnold Zingerle herauszufinden, inwieweit der letzte Lebensabschnitt im Bewusstsein der Menschen zu einer „neuen generationellen Lebensphase“ (Knoblauch/Zingerle 2005, 26) geworden ist bzw. in welche generationelle Deutungsmuster dieser überhaupt eingebettet wird. Über die Selbstverortung der Befragten im familialen Zusammenhang soll schließlich versucht werden, etwas über deren eigenen Wunsch- und Erwartungshorizont hinsichtlich dieses Lebensabschnitts zu erfahren - und damit etwas über die Generationalität dieser Lebensphase.