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Lisa Peppler

Lisa Peppler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Lisa Peppler

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Auf der Basis einer langen Geschichte des wissenschaftlichen Austauschs zwischen der Türkei und Deutschland absolvierten seit den 1960er Jahren angehende Ärzte aus der Türkei ihre Facharztausbildung in der Bundesrepublik. Der zunächst temporär geplante Aufenthalt entwickelte sich häufig zu einer dauerhaften Niederlassung, da hier zu der Zeit ein Mangel an Fachärzten bestand, der wiederum den türkischen Ärzten sehr gute Chancen auf eine berufliche Etablierung in Deutschland eröffnete. Heute praktizieren über 1.000 (Fach-) Ärzte und Ärztinnen türkischer Herkunft in Deutschland.

Das in der Migrationsforschung verwendete Konzept von Generationen differenziert diese anhand der Migrationserfahrung. Entsprechend gelten die Einwanderer selbst als erste, deren Kinder als zweite und Enkel als dritte Generation. Daraus ergibt sich im Bezug auf die Ärzte türkischer Herkunft eine zeitliche Verschiebung der 'ersten' Einwanderergeneration: Ärzte, die in den 1980er Jahren als erste Generation einwanderten, standen der zweiten Generation derjenigen Ärzte gegenüber, deren Eltern in den 1960er Jahren, das heißt bereits 20 Jahre zuvor, nach Deutschland gekommen waren. Dieser Aspekt bietet die Chance eines erweiterten Blicks auf den Zusammenhang zwischen Einwanderergeneration und gesellschaftlichem Wandel: Durch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Bundesrepublik veränderte sich die Konstellation, die die Ärzte bei ihrer Einwanderung vorfanden und innerhalb derer sie sich etablieren mussten. Hieraus ergibt sich eine zentrale Forschungsfrage: Welche Strategien zur sozialen und beruflichen Etablierung verfolgen die Einwanderer der 'ersten' Generation innerhalb der sich wandelnden Rahmenbedingungen? Weiterhin stellt sich die Frage, ob und warum trotz der unterschiedlichen Profile eine Vergemeinschaftung durch die Selbstthematisierungskategorie "erste Generation" stattfindet.

Des Weiteren soll der Blick auf die zweite Generation gerichtet werden, um vor dem Hintergrund der von der ersten Generation erarbeiteten Ressourcen Kontinuitäten und Brüche im Etablierungsprozess innerhalb der familialen Generationenfolge zu analysieren.

Das Ineinandergreifen von familialen und gesellschaftlichen Generationenmodellen ist im Rahmen wissenschaftlicher Forschung bisher nur punktuell untersucht, das Konzept einer Verbindung beider Betrachtungsweisen findet jedoch insbesondere in der Migrationsforschung seine Anwendung.