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Christina Lubinski

Christina Lubinski

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Christina Lubinski

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Ein „Erfolgsgeheimnis“ sieht die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in familiengeführten Unternehmen, die laut eines Artikels vom 9.1.2005 lange als „angestaubt, verschwiegen und träge“ galten und heute „transparent und beliebt“ seien (FAZ Sonntag, 9.1.2005, S. 34). Die dynamische Entwicklung von Familienunternehmen wird auch an der Börse mit Argusaugen beobachtet - seit Anfang 2005 sogar über einen neuen Aktienindex, den German Entrepreneur Index (kurz: Gex). Entgegen aller Unkenrufe hat sich diese Organisationsform im Verlauf des 20. Jahrhunderts und bis heute als dynamisch und langlebig erwiesen. Ziel dieses Promotionsvorhabens ist die Einführung des Untersuchungsobjekts „Familienunternehmen“ in die Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte Deutschlands 1960-2000, welches im Gefolge der übermächtigen Arbeiten Alfred D. Chandlers in der deutschen und internationalen Forschung bisher weitgehend ignoriert wurde. Chandlers Einbahnstraßenmodell, in dem familiengeführte Unternehmen nur die Rolle aussterbender Relikte eines überkommenen Wirtschaftssystems spielen, gilt es herauszufordern und dabei in einer interdisziplinären Herangehensweise die zwei sozialen Systeme Familie und Unternehmen in ihrer Interdependenz zu begreifen.

Um die Charakteristika dieses Organisationsmodells angemessen zu beschreiben, will das Projekt sowohl die negativen als auch die positiven Auswirkungen des Zusammenspiels beleuchten. Dafür sollen Familienstrategien und charakteristische Führungsstile in familiengeführten Unternehmen untersucht und vor den Hintergrund des generationellen Selbstverständnisses der beteiligten Akteure gestellt werden. Ziel ist es, Brüche und Kontinuitäten im Corporate Governance von Familienunternehmen auszuloten, was nicht nur Unternehmensführung im engeren Sinn, sondern das gesamte Spektrum der Eigentum- und Kapitalverhältnisse, der Zusammensetzung der Leitungs- und Kontrollgremien und der strategischen Orientierung umfasst. Generation wird dabei als Konstrukt verstanden, das den Akteuren die Ordnung und Bewertung persönlicher Erinnerungen ermöglicht und der Selbstverortung und Abgrenzung dienlich ist. Der Einfluss von Generationalität zeigt sich, so eine elementare Arbeitsthese, besonders deutlich im Augenblick eines Bruches, wie ihn die Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen darstellt. Der bewusst weit gesteckte zeitliche Rahmen der Untersuchung soll insbesondere Auswirkungen langfristiger Transformationen, wie der gesellschaftlichen Individualisierung, der Pluralisierung der Lebensstile sowie der Globalisierung der Wirtschaft, hervortreten lassen.

Durch die Anwendung des Generationen-Konzeptes sollen Veränderungen und Kontinuitäten im Augenblick des „Stabwechsels“ in Familienunternehmen deutlich werden. Die Arbeit leistet so einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Partikularität und Kultur des „Rheinischen Kapitalismus“, der nicht nur die Geschichte der Bonner Republik, sondern das deutsche Wirtschaftssystem bis heute geprägt hat.