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Gwendolin Kremer

Gwendolin Kremer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Gwendolin Kremer

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Der Frage nach der "Zeitheimat" (Winfried G. Sebald) kommt bisher in der Kunstgeschichte lediglich eine marginale Bedeutung zu. "Generationsidentität" wird als singuläres künstlerisches Phänomen begriffen. Die Untersuchung generationeller Beziehungen wird zugunsten der etablierten kunsthistorischen Methodik vernachlässigt bzw. es wird ihr nur unzureichend nachgekommen.

Aus den Nachbardisziplinen der Literaturwissenschaft, Soziologie und Geschichtswissenschaften soll ein Generationenmodell für die Kunstgeschichte übernommen und modifiziert werden. Im Mittelpunkt stehen hier Überlegungen zum "Familienroman" (Sigrid Weigel), den "Erinnerungsräumen" (Reinhard Koselleck) und Fragen nach dem "kulturellen Gedächtnis" (Aleida und Jan Assmann). Die Relevanz dieser Phänomene ist grundlegend für das zu entwickelnde generationelle Instrumentarium, verbindendes Moment sind stets die Parameter "Identität" und "Tradition".

Ausgewählte Vertreter der figurativen Malerei deutsch-deutscher Generationen seit 1945 werden in ihrem generationellen Kontext verortet. Ihre Bilder aus dem Genre der Portrait- und Figurenmalerei sollen Auskunft über ihren Traditionshorizont geben und inter-und intragenerationelle Beziehungen zu Tage treten lassen.

Erstmals wird bei dieser Arbeit seit Wilhelm Pinders "Das Problem der Generation in der Kunstgeschichte Europas" (1926) der Versuch unternommen, vor der Folie neuester Ergebnisse der Nachbardisziplinen Generation als relevante Untersuchungsmethode erneut für die kunsthistorische Analyse zu erschließen.

Wenn figurativ malende Künstler der ost- und westdeutschen Generationen von 1945 bis 1989 auf ihr Traditionsverständnis hin befragt werden, ihre generationelle Verortung herausgearbeitet wird, sind bestimmte Hauptlinien der künstlerischen Entwicklungen vorhersehbar, doch die unerwarteten Nebenlinien werden spannende und neue Blickachsen in der Geschichte der deutsch-deutschen Malerei aufzeigen können. - Die Frage nach der "Zeitheimat" soll in die kunstgeschichtliche Methodenlehre eingeführt werden.