logo

 

Kirsten Gerland

Kirsten Gerland

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Kirsten Gerland

english version

Die "89er" können als Erfahrungs- und Gefühlsgemeinschaft interpretiert werden, die sich (noch) nicht zu einer Erzählgeneration stilisierten. In feuilletonistischen Debatten werden sie oft auch als "alt gewordene 68er" charakterisiert und damit denselben Alterskohorten wie den West-68ern zugerechnet. Im Rahmen dieses Dissertationsprojektes sollen die ostdeutschen Akteure des Herbstes `89 detaillierter anhand ihrer generationellen Prägung und Generationalisierung untersucht werden. In einer ersten Perspektive ist auf das Konzept der "Generationenobjekte" zu rekurrieren, um die "gefühlten Gemeinschaften" zu destillieren. Inwieweit lassen sich kohortenspezifische Handlungs- und Erfahrungsmuster erkennen? Entwickelte sich ein Generationenkonflikt zwischen jüngeren und älteren Akteuren, der sich an einer unterschiedlichen Risikobereitschaft oder divergierenden Lebensträumen abzeichnete? Oder ist eine akteurs- und altersübergreifende Kollektivität zu finden, da alle durch die "Stimmung des Aufbruchs" geprägt waren? Dieser Ansatz ist mit einer zweiten generationengeschichtlichen Dimension zu verknüpfen, indem die unterschiedlichen Akteure von `89 als Diskursphänomen analysiert werden. Welche Selbst- und Fremdthematisierungen kursierten im medialen Referenzraum, sowohl während des historischen Prozesses als auch ex post? Welche Rolle spielten generationelle Argumente im politischen Diskurs von 1989? In diesem Zusammenhang ist auch zu fragen, wie sich die Akteure heute selbst verorten oder auch mit der Charakterisierung als "Verlierer der Wende" umgehen. Drittens wird ein Vergleich zu den polnischen Akteuren von `89 angestrebt, deren Vergemeinschaftung viel stärker mit dem Pathos der Nation verbunden war. Eine solche Betrachtung soll schließlich die Dynamik des Transformationsprozesses, die "Wir-Identitäten" und Handlungslogiken der Akteure von 1989 differenzierter beschreiben können.