logo

 

Giulia Frontoni

Giulia Frontoni

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Giulia Frontoni

english version

In der Revolution 1848/49 engagierten sich in verschiedenen europäischen Ländern auch bürgerliche und adelige Frauen. Nach Wilhelm Dilthey "bildet eine Generation einen engeren Kreis von Individuen, welche durch Abhängigkeit von denselben großen Tatsachen und Veränderungen, wie sie in dem Zeitalter ihrer Empfindlichkeit auftraten, trotz der Verschiedenheit hinzutretender anderer Faktoren zu einem homogenen Ganzen verbunden sind". Ein frühes Beispiel sind dafür die männlichen Angehörigen der "1848er" Generation. Aber was hat sich aufseiten der Frauen durch ihr Engagement in den Revolutionen 1848/49 verändert? Haben sie sich ebenfalls als Generation konstituiert? Welche gemeinsamen und unterschiedlichen Erfahrungen hatten diese aktiven Frauen vor 1848 und welchen Einfluss hatte dies auf die Generationsbildung?

Das weibliche Engagement in den Revolutionen 1848/49 nahm unterschiedliche Gestalt an. In aller erster Linie vertraten gebildete Frauen des Bürgertums (insbesondere im deutschsprachigen Raum) bzw. aus der bürgerlichen und adeligen Oberschicht (in Italien), ihre Meinung in der Öffentlichkeit und hatten Zugang zu einer breiten Vielfalt von Informationen. Durch Zeitungslesen und Briefwechsel konnten nationale Grenzen überwunden werden, und auch Frauen nahmen an diesem Gedanken- und Wissenstransfers teil. Dieser Informationsaustausch, der schon vor 1848 zugenommen hatte, schuf zeitgenössisch einen "europäischen Erfahrungs- und Kommunikationsraum" (Langewiesche), an dem auch weibliche Teilnehmer der Revolution partizipierten: Vor allem dank ihres sozialen Status konnten sie mit verschiedenen Akteuren und Akteurinnen anderer europäischer Revolutionen Kontakte knüpfen.

In meinem Projekt werde ich die Bedeutung dieses Kommunikationsnetzwerkes untersuchen, das Zeitungen, Zeitschriften und Briefe bildeten und zum politischen Bewusstsein dieser Generation beitrugen. Ich werde unter anderem erforschen, wie sich die transnationalen Netzwerke unter bürgerlichen und adeligen Frauen herausbildeten und auf einem gemeinsamen Erfahrungsraum auch vor 1848 beruhten. Hierbei gilt es zudem den sozialen Status, den Bildungsstand, die Kommunikations- und Organisationsformen vor und nach der Revolution zu berücksichtigen. Schließlich wird zu klären sein, wie die weiblichen Aktivisten ihre biographischen Erfahrungen nach 1848/49 verarbeitet haben. Die zentrale Frage des Projektes, die beispielhaft an Italien und am deutschsprachigen Raum untersucht werden soll, lautet, ob von einer europäischen Generation der politisch engagierten Frauen die Rede sein kann.