05.-06.2011 | Ort: Paulinerkirche Göttingen
"Erinnerung" und "Generation" stellen zwei Großbegriffe dar, die in den kulturwissenschaftlichen Debatten der letzten Jahrzehnte einen wahren Boom erlebt haben. Sie sind nicht nur interdependent zueinander, sondern zugleich unmittelbar mit "Zeitlichkeit" verknüpft. "Erinnerung" stellt eine der "wesentlichen Grundkategorien" dar, mittels derer sich "Generationen" charakterisieren und untersuchen lassen (Ulrike Jureit). Generationelle Zugehörigkeitsgefühle und Vergemeinschaftungsprozesse können wiederum Formen und Inhalte von "Erinnerung" prägen. Winfried G. Sebalds Formulierung der "Zeitheimat" verdeutlicht, dass sich diese "gefühlten Gemeinschaften" (Habbo Knoch) nicht ohne die Triade von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft denken lassen. "Generation" wird als ein Modus individueller wie gemeinschaftlicher Erinnerung interpretiert, der unter bestimmten Bedingungen wirkmächtig werden kann. Das "Einschreiben" in eine "Generation" spiegelt die dynamischen Verortungen in der Zeit wider, die kollektiv verhandelt werden. Dieser Prozess ist sowohl durch Reflexionen über die Vergangenheit geprägt, als auch durch in Vergangenheit und Zukunft weisende Erwartungen gesteuert. Welches Erklärungspotenzial bietet die Erinnerungsdimension für die Auseinandersetzung mit generationellen Phänomenen vor allem hinsichtlich der Perspektive auf eine "zukünftige Vergangenheit"? Inwieweit kann also eine Verschränkung des Erinnerungs- mit dem Erwartungsbegriffs ein sinnvolles Instrumentarium bieten, um "Generation" und "Zeit" stärker in Bezug zu setzen? Wie sich "Generationen" im Spannungsfeld von Imagination und Rekonstruktion, von Erwartung und Erinnerung konstituieren, soll auf horizontaler und vertikaler Ebene (intra- und intergenerationelle Beziehungen) analysiert werden. Auf der Tagung wollen wir diese Fragestellungen hinsichtlich der Zusammenhänge von öffentlich-gesellschaftlicher und privatfamilialer Ebene sowie der Bedeutung individueller biografischer wie großer gesellschaftlicher Brüche und geschlechtsspezifischer Dispositionen diskutieren. Schließlich ist zu fragen, ob "Generation" an nationale Erinnerungskulturen gebunden bleibt oder auch transnational als "globale Gefühlsgemeinschaft" wirksam werden kann.