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Kristiane Gerhardt

Kristiane Gerhardt

 

 

 

 

 

Abstract Kristiane Gerhardt

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In der gegenwärtigen historischen Forschung zum 19. Jahrhundert stehen detaillierte Studien über jüdische Männern und Konzepte von jüdischer Männlichkeit noch am Anfang. Erste Studien haben sich vor allem mit dem Ideal des „Muskeljuden“ oder Exklusionsmechanismen innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft beschäftigt.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ist jedoch eine Periode eines Wandels von Männlichkeitskonzepten im Judentum selbst. Das vormals religiöse geprägte Ideal des lernenden Juden verliert mit der Erosion einer rabbinischen Kultur an Bedeutung. Stattdessen wird für jüdische Männer ein bürgerlicher Wertehimmel zunehmend wichtiger. Diese Dissertation widmet sich der Analyse der Neudefinitionen und Abgrenzungen dieses Transformationsprozesses von einem traditionellen in ein bürgerliches kulturelles System, der für die jüdische Minderheit bekanntlich auf Konzepten von Homogenisierung und Anpassung basiert.

Generationelle Dynamiken spielen für diese Dissertation in mehrerer Hinsicht eine Rolle. Zum ersten werden Wertewandel, Geschichtsbewusstsein und Neudefinitionen von Männlichkeit als miteinander korrelierende Faktoren untersucht. Zum zweiten steht der Wertewandel als Form generationellen Austauschs zwischen Vätern und Söhne, zwischen den Generationen im Zentrum, jenen in zwei kulturellen Systemen sozialisierten um 1800 sowie deren Kindern.

Methodisch verknüpft das Projekt Fragestellungen aus den Postcolonial Studies mit Perspektiven aus der Historischen Anthropologie.