Als ein wichtiges Thema der Erziehungswissenschaften hat sich die Erforschung der Erziehungsprozesse innerhalb von Familien etabliert. Untersucht werden sollen in diesem Forschungsprojekt, ausgehend von einem Verständnis von Familie als primäre Sozialisationsinstanz, vordergründig die Inhalte und Modi der Tradierung, welche sich in der Weitergabe von Werten und Normen, Wissen, Einstellungen und Verhaltensdispositionen äußern. Auch die Generationenbeziehungen erhalten zunehmend besonderes Augenmerk, da das menschliche Leben stark beeinflusst ist durch die Beziehungen, die man mit anderen Menschen eingeht und die sich gegenseitig prägen. So werden in der Regel die ersten Beziehungserfahrungen zwar in der Familie gemacht, können aber als prägend für das gesamte Leben angesehen werden. Die islamische Erziehung und die diesbezüglichen familiären Tradierungsprozesse in Familien mit Migrationshintergrund stellen in der gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Forschung noch eine Lücke dar. Besonders bedeutsam erscheint in diesem Kontext der Zusammenhang zwischen Generationenbeziehungen und islamischer Erziehung, wobei besonderer Fokus auf die Wechselwirkung gelegt werden muss zwischen einerseits dem Familienklima und den Familieninteraktionen, Bezug nehmend auf die Partner- und Eltern-Kind-Beziehung, sowie andererseits den gesellschaftlichen, kulturellen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen innerhalb der Familie. Von vorrangigem Interesse ist hierbei die Frage, ob und welchen Einfluss die Migration und die Tradierung von Religiosität auf Prozesse der familialen Erziehung und auch auf Generationsbeziehungen aufweisen. Das Forschungsziel gründet darauf, dass islamische Erziehung und die diesbezüglichen familiären Tradierungsprozesse in der gegenwärtigen Forschung noch nicht erfasst und der Einfluss dieser Erziehung noch nicht als prägender Faktor auf die Generationenbeziehungen hin untersucht worden ist. Diese Arbeitsperspektive, mehrere Generationen einer Familie in eine Studie einzubeziehen und die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern dahingehend zu untersuchen, durch welche religiösen Erziehungsinhalte diese Beziehungen geprägt werden, kann durchaus als Ergänzung zur Herangehensweise der gegenwärtigen Sozialforschung gesehen werden und schafft folglich eine weitere Ebene der Interpretation.